Asthenie der Chinesen

Novalis, Stahlstich von Friedrich Eduard Eichens (1845) Quelle: Wikipedia
Novalis, Stahlstich von Friedrich Eduard Eichens (1845) Quelle: Wikipedia

»Asthenie der Chinesen. – Einmischung der Tataren. Medizinische Behandlung der Geschichte der Menschheit.« Novalis: Schriften Bd.3 S.193, Eugen Diederichs, Jena 1907

»10. Die Poesie heilt die Wunden, die der Verstand schlägt. Sie besteht aus gerade entgegengesetzten Bestandteilen, aus erhebender Wahrheit und angenehmer Täuschung.
11. Es ist höchst begreiflich, warum am Ende alles Poesie wird. Wird nicht die Welt am Ende Gemüt?
12. Auch Geschäftsarbeiten kann man poetisch behandeln. Es gehört ein tiefes, poetisches Nachdenken dazu, um diese Verwandlung vorzunehmen.«
Novalis: Schriften Bd.3 S.5, Eugen Diederichs, Jena 1907

Schriftstellerausbildung: Die jungen Schriftsteller wollen alte Romane lesen

Das Internet spielt nur eine marginale Rolle. Als ich vor 15 Jahren frisch aus Amerika kam und in Leipzig anfing, dachte ich noch, es würde eine Art Internet-Literatur geben, die wesentlich mehr kann als die auf Linearität angelegte Buch-Literatur. Aber da ist kaum etwas Brauchbares herausgekommen. Starken Einfluss hat hingegen das Kino.

via Josef Haslinger im ZEIT Interview.

Tote Schächte, nirgends Seitenwege ins Freie

Schon lange hatte er alles aufschreiben wollen, aber er würde es nie tun. Was alles? In einem Tagebuch konnte er sich nur verirren, Sätze müßte er schreiben wie Stollen, sie hineintreiben in den Berg, der seine Geschichte war. Und schließlich, er ahnte das, bräche alles zusammen, unterhöhlt wie es wäre. Bruchstücke blieben zurück, Trümmer, die zu keinem System gefunden hatten, verschüttete Winkel, tote Schächte, nirgends Seitenwege ins Freie.

Jürgen Theobaldy

Jürgen Theobaldy: Spanische Wände, Roman, 1. Aufl. – Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, 1981 299 S., 19 cm ISBN: 3-498-06472-X

Lassen Sie ruhig einmal ein Taschenbuch liegen

Es ist ein Spleen, der mich manchmal befällt, Bücher zu lesen und zu sammeln, die in meinem Geburtsjahr erschienen sind; vorzugsweise Taschenbücher. Graham Greene, »Am Abgrund des Lebens« im Mai 1950, Rowohlts Rotations Romane (rororo Nr. 2), ist zwei Monate älter und der »Orientexpress« erschienen im September (rororo Nr. 11) zwei Monate jünger als ich.

Thornton Wilder »Die Brücke von San Luis Rey« der erste Band der Fischer Bücherei kam zwar erst zwei Jahre später auf den Markt, gehört trotzdem zu meinen Favoriten im Regal.

Die Taschenbücher der frühen fünziger Jahre atmeten jenen Pioniergeist, den heute manche den E-Books zuschreiben. Es sollten Inhalte verbreitet werden. Im Fischer Verlag träumte man davon, daß die Taschenbücher von Hand zu Hand, von Leser zu Leser gereicht würden. Albrecht Goes riet: »Und was ich noch sagen wollte: lassen Sie ruhig einmal ein Taschenbuch liegen, in der Bahn etwa, am liebsten eines von den allerbesten. Vielleicht findet es einer, der es braucht wie Brot.«

Der Roman ist nicht tot

»Als Ende des 19. Jahrhunderts die Fotografie entwickelt wurde, glaubten viele, dies sei das Ende der Malerei. Tatsächlich war es der Beginn der modernen Kunst und der Befreiung der Malerei als Kunstform. In Bezug auf das Verhältnis zwischen Roman und elektronischen Medien zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Internet und TV entlasten den Roman und differenzieren ihn als Kunstform.«

Ein Gespräch mit der Medienwissenschaftlerin Kathleen Fitzpatrick via Internet & Literatur: „Der Roman ist nicht tot“ | Kultur | ZEIT ONLINE.