07-2016

Tagebucheintrag – inscripziun en il diari – cofnod dyddiadur

Freitag, 01.07.2016

  • Im Juni kein einziges Buch gekauft. Nur aus der Bibliothek Bücher ausgeliehen.
  • Gestern begannen die Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Jubiläumsjahr 40 Jahre Bachmannpreis.
Klagenfurt Arbeitsplatz 2016

Wie jedes Jahr meinen Arbeitsplatz vor dem Fernseher eingerichtet. Sein Gespür für Trends in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur unterstreicht man nicht dadurch, dass man jedem Hype auf Facebook hinterrennt.

Meike Feßmann bringt es auf den Punkt, sie würde den Text gerne auf den Boden der Tatsachen herunterholen, es gebe Wiederholungen im Text, die Ästhetik halte keine zweite Lektüre aus. Er sei gewöhnlich und banal. Die Autorin komme leicht in Schwung, beobachtet genau, aber sie bringt sich in einen Quasselmodus, der nicht mehr zu bremsen sei. Das Comicelement sei bewusst hineingebracht, „aber die Komik hat nicht funktioniert“.

Gleich die erste Lesung war der »Sargnagel« für meine Motivation. Habe meinen Arbeitsplatz umgehend abgebaut. Im Jubiläumsjahr verzichte ich auf den live stream aus Klagenfurt.
Lese lieber Marcel Beyer: Kaltenburg und Pessoas Buch der Unruhe.

Samstag, 02.07.2016

das wollte ich vor vier Jahren eigentlich schon lesen …

Gegen das Midtown-Cocktail-Geblubber. Eine literaturgeschichtliche Quelle ersten Ranges: Im Briefwechsel zwischen Allen Ginsberg und Jack Kerouac kann man nachlesen, wie die Beatgeneration entstand, was sie war und sein wollte.

Quelle: Kerouac und Ginsberg: Gegen das Midtown-Cocktail-Geblubber | ZEIT ONLINE

Ich muss wählen, was ich verabscheue: das Träumen, das meinem Verstand verhasst ist, oder das Handeln, das meiner Sensibilität zuwider ist; das Handeln, zu dem ich nicht geboren bin, oder das Träumen, zu dem niemand geboren ist.
Da ich beides verabscheue, wähle ich keines: weil ich aber mitunter entweder träumen oder handeln muss, vermische ich das eine mit dem anderen.

PESSOA, Fernando [Verfasser]: Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares. 1. Aufl. dieser rev. und definitiven Ausg.. Zürich : Ammann, 2003. – ISBN 978-3-250-10450-6. – ISBN 3-250-10450-7.

Montag, 04.07.2016

Seit «Zündels Abgang» (1984), seinem ersten Roman, der bereits ein beträchtlicher Erfolg war, hat es Markus Werner immer wieder verstanden, seine Figuren aus den gewohnten Zusammenhängen herauszureissen und sie dem Gegenwind einer widerständigen Wirklichkeit auszusetzen. Nicht immer zerbrechen sie an dieser existenziellen Prüfung; an der Art, wie sie scheitern oder sich neu erfinden, entwickelt sich im Werk von Markus Werner eine kleine Typologie der anarchisch-wilden Aussenseiter.

Quelle: Der Schriftsteller Markus Werner ist gestorben: Mit dem Witz des Moralisten – NZZ Feuilleton: Bücher

Sonntag, 24.07.2016

»Man kann statt wissenschaftlicher Analysen nur noch in resignierenden Wortsurrealismen seinem Unmut Ausdruck verleihen.«
»Wenn man sich die Freiheit nimmt, sein Unbewusstes unzensiert in Spruchform auf die Wirklichkeit wirken zu lassen, so kann das nur in der Hoffnung geschehen, dass dies als Protest gegen die als absurd erscheinende Welt des manipulierten Verstandes nachempfunden werden kann.« (Peter-Ernst Eiffe)

Quelle: Graffiti: Rebell mit Filzstift Doris Brandt 3. März 2016, ZEIT online

Dienstag, 26.07.2016

Vor einer Woche ist Bommi Baumann gestorben. Er wurde 68 Jahre alt. 1997 hat Detlef Kuhlbrodt ihn für taz. die tageszeitung zu einem Gespräch getroffen, darüber, wie die Drogen nach Deutschland kamen, über die Umherschweifenden Haschrebellen, die Bewegung 2. Juni und deutsche Aussteiger in Goa.
Quelle: Logbuch Suhrkamp

Sonntag, 31.07.2016

Vor 125 Jahren geboren: Der sowjetische Schriftsteller Michail Bulgakow.
In witzigen Feuilletons, Erzählungen und Dramen sezierte der aus Kiew stammende Schriftsteller Michael Bulgakow den Alltag in den frühen Jahren der Sowjetunion. Und genau deshalb sah er sich immer wieder Publikationsverboten ausgesetzt. Sein Hauptwerk „Der Meister und Margarita“ konnte erst Jahrzehnte nach seinem Tod erscheinen. Vor 125 Jahren wurde Michail Bulgakow geboren.
Von Florian Ehrich DLF

Quelle: Vor 125 Jahren geboren – Der sowjetische Schriftsteller Michail Bulgakow

Messias: Anforderungsprofil

Obwohl wir nicht wissen, welche Zeiten wir zu erwarten haben und wie der Messias sein wird, ist die Vorfreude auf sein Kommen trotzdem von zentraler Bedeutung für das Judentum. Angeblich nahm sich der Chofetz Chaim (Rabbiner Israel Meir Kagan, 1839–1933) diese Frage so sehr zu Herzen, dass er immer einen gepackten Koffer bei sich trug, um jederzeit bereit zu sein für die plötzliche Ankunft des Messias. Möge es Haschems Wille sein, dass sich die Bedingungen für das Erscheinen des Messias ebenso schnell erfüllen!

Quelle: Messias: Anforderungsprofil | Jüdische Allgemeine

Friedrich Forssman: Warum es Arno Schmidts Texte nicht als E-Book gibt | Logbuch Suhrkamp

Das Überleben von Texten den Launen anonymer Großkonzerne auf alle Zeiten zu überlassen, das widerspricht Schmidt, dem Ausgräber von Längstvergessenem, diametral. Bücher kommen vielleicht aus der Mode, sie überleben aber zuverlässig, im Originaltext ihrer Zeit, in der Orthographie ihrer Zeit, in der Ästhetik ihrer Zeit, in der Technik ihrer Zeit, und können und werden auch dann noch wiederentdeckt werden, wenn Amazon von Apple gekauft worden ist und beide von Google und Google von Gazprom und Gazprom von den Chinesen und die Chinesen von Qatar und alle zusammen längst pleite sind.

Quelle: Friedrich Forssman: Warum es Arno Schmidts Texte nicht als E-Book gibt | Logbuch Suhrkamp

Mannheim : Im Herzen der Altstadt

Es ist eine fröhliche, aber auch nachdenkliche Geburtstagsfeier im Gemeindezentrum Mannheim. Die jüdische Gemeinde der Stadt an Rhein und Neckar begeht ihr 70-jähriges Bestehen. Es spiegelt sich an diesem Abend etwas von dem Mut und dem Optimismus wider, mit dem 120 Männer und Frauen 1946 nach dem Grauen der Schoa einen Neuanfang wagten – im Land der Täter ein von vielen mit Argwohn bedachtes Unternehmen.

Quelle: Mannheim : Im Herzen der Altstadt | Jüdische Allgemeine