Essay: Marxisten und Religionstiroler

Ähnlich wie Arendt, aber doch in der westdeutschen Nachkriegskultur weitaus wirkmächtiger, waren Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, die stets als jüdisch galten. Waren sie es wirklich? Das wird man so jedenfalls von Adorno nicht behaupten können, dem Sohn einer italienischen, einer katholischen Mutter, dem nichts unsympathischer war als das jüdische Philosophieren Martin Bubers, den er in den 30er-Jahren spöttisch als »Religionstiroler« bezeichnet hatte. Andererseits lässt sich nicht bestreiten, dass es wohl Adorno war, der jenen Satz formulierte, der in der 1947 publizierten Dialektik der Aufklärung das, worum es dem Judentum immer auch ging, in unmissverständlicher Klarheit zum Ausdruck gebracht hatte: »Gerettet wird das Recht des Bildes in der treuen Durchführung seines Verbots.«

Quelle: Essay: Marxisten und Religionstiroler | Jüdische Allgemeine