Ich schreibe. Mit wirklich eiserner Disziplin räume ich mir jeden Tag zwei Stunden frei fürs Schreiben, entweder morgens vor der Arbeit oder abends danach. Für mich war das immer sehr wichtig. Wenn man den ganzen Tag mit anderen Textformen zu tun hat, von der Aktennotiz bis zum Roman, habe ich am Ende bei all der Hetze manchmal das Gefühl, jede eigene Sprache verloren zu haben. Da sitze ich dann da und denke, mein Gott, ich habe alles in irgendwelche Kanäle gestopft, meine Ideen, meine Energien, und jetzt bin ich ein leerer Sack. Und dann versuche ich, in dem ganzen Strudel mit meinen bescheidenen Mitteln irgendetwas zu retten von mir. Ich kenne meine Begrenztheit, keine Sorge, aber darum geht es nicht. Ich bin glücklich, wenn etwas gedruckt wird, aber wichtiger ist, dass ich es geschrieben habe.
[Michael Krüger im Gespräch mit Hanns-Bruno Kammertöns und Stephan Lebert. DIE ZEIT, 23.12.2008]