so der Titel eines schmalen Bändchens von Unda Hörner über die literarische Bohème in Davos. Ein Kapitel europäischer Kulturgeschichte in vier biographischen Episoden mit vielen Originalzitaten. Katia & Thomas Mann, Gala Dalí & Paul Éluard, Mopsa Sternheim & René Crevel und Klabund.
Als Luftkurort für Lungenkranke war Davos schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts en vogue. Die Patienten – vom hüstelnden Hypochonder bis zum tatsächlich Todkranken – kamen aus aller Herren Länder angereist. Nicht nur Thomas Mann ließ sich von der elegant-morbiden Atmosphäre in den Lungensanatorien zum »Zauberberg« inspirieren. Der tuberkulosekranke Dichter Klabund schrieb in Davos Gedichte über skurrile Schwindsüchtige und seine atemlose Erzählung »Die Krankheit«. Der Pariser Surrealist Paul Éluard wurde hier zum Dichter: In der Schweiz begegnete er der Liebe seines Lebens, der Russin Gala, die seine Muse auch dann noch bleiben wird, als sie längst Dalís Gala geworden ist. Éluards ebenfalls an Tb leidender französischer Surrealistenkollege René Crevel legte in Briefen an seine Freundin Mopsa Sternheim Zeugnis von seiner Kur ab und publizierte 1929 den Davos-Roman »Seid ihr verrückt?« Hier schließt sich der Kreis: Klaus Mann besucht den »Zauberberg« seines Vaters, um den geliebten René zu besuchen.
»Es wurde getanzt, gelacht, gesungen, gehustet und auf den Korridoren geküsst.“ schrieb Klabund. – „Er hielt ein blaues Speiglas, auf dem eine sonderbare Tabelle angebracht war, gegen das Licht. Zehn Kubikzentimeter Auswurf‘ lächelte er, von irgendeiner inneren Fröhlichkeit betroffen.« (Klabund: Die Krankheit)
»Elende Internationale der verfaulten Brustkörbe, Bazillensyndikat, Husten-Freimauererei, die seit der Romantik Skelettreize zur Schau stellt, Cousinen des gespreizten kleinen Fingers bürgerlicher Prätention, wenn sie ihre Mokkatasse an ihre ekelhaften Lippen hebt.« (Crevel: Seid ihr verrückt?)
Unda Hörners biographische Skizzen sind die ideale Bettlektüre für literarisch ambitionierte Hypochonder.