Eines der ungewöhnlichsten Bilder der Ausstellung stammt von Giovanni Lanfranco und hing offenbar viele Jahre lang im römischen Palast von Christina von Schweden. Es zeigt eine Art männliche Venus, mit Katze auf einem von Vorhängen umhüllten Bett. Die Körperhaltung des Mannes erzählt die Geschichte des Moments. Eben war er ganz damit beschäftigt, das schwarz-weisse Tier zu streicheln. Dann sind wir ins Zimmer getreten, und er hat sich halb zu uns umgedreht. Er lächelt uns an, denn wir sind willkommen. Doch seine Haltung ist provisorisch und unbequem. Er wird sich demnächst entscheiden müssen, ob er sich ganz uns zuwendet – oder wieder seine Katze liebkost, deren intensiver Blick auf sein Gesicht volle Aufmerksamkeit fordert. Die schwarze Draperie am linken Bildrand soll den Vorhang evozieren, hinter dem das Gemälde verborgen war – ein Blick darauf war wohl nur auserwählten Gästen vergönnt.
Quelle: Düsterer Barock in Paris: Wenn der Faun die Augen aufschlägt – NZZ Kunst & Architektur